Wo Wärme mit Aufmerksamkeit beginnt. Der Abend senkt sich über Den Haag, als wir in den Bus bei StreetLevel einsteigen, dem Veldwerkteam der Heilsarmee. Gemeinsam mit Ed und Lidia fahren wir durch die Stadt – vorbei an Orten, an denen die meisten Menschen einfach vorbeigehen, die für andere jedoch zum Überleben geworden sind.
In ihrem Bus: Thermoskannen mit Kaffee, Stapel von Socken und Unterwäsche, Schlafsäcke und Sheltersuits. Ihre Mission ist einfach, aber essenziell: Menschen aufsuchen, zuhören und helfen, wo es möglich ist. Einige warten bereits auf den Bus. Andere sind zwischen den Büschen verschwunden oder haben ihren Schlafplatz verlegt. Doch überall, wo wir anhalten, gibt es Wiedererkennung – ein Gruß, ein Lächeln, ein kurzes Gespräch, das oft länger dauert als geplant.
Ein Anruf, der den Unterschied macht
Am Koekamp, in der Nähe des Hauptbahnhofs von Den Haag, trifft StreetLevel auf Menschen, die sich um den Suppenbus versammeln. Hier gibt es jeden Abend warmes Essen – fund manchmal auch ein Stück Hoffnung.
Heute Abend geht etwas schief. Eine Frau bekommt plötzlich Schmerzen in der Brust und im Arm. Ed und Lidia reagieren sofort: Sie rufen den Straßendoktor – kurz darauf kommt ein Krankenwagen. Während die Sanitäter sie untersuchen, passt ihre Freundin auf ihre Sachen auf, stellt das Fahrrad sicher ab und achtet darauf, dass nichts liegen bleibt. Ein kleines, aber starkes Bild von Solidarität auf der Straße.
Sushi zwischen den Sträuchern
Wenig später stehen wir zwischen den Bäumen bei Madurodam. Dort hat ein Mann seinen eigenen Schlafplatz gebaut – sorgfältig und kreativ, mit Planen und Holz.
Er begrüßt uns, als wären wir seine Gäste. Er öffnet eine Plastikschale mit Sushi, gießt Sojasoße ein und reicht Servietten. „Kommt, esst mit“, sagt er lächelnd.
Wir stehen dort, in der Kälte, mit der Schale in den Händen, und für einen Moment scheint die Welt stillzustehen. Jemand, der kaum etwas besitzt, teilt ohne Zögern das Wenige, das er hat – eine Geste, die mehr sagt als tausend Worte.
Zwei Männer, zwei Sheltersuits und ein bisschen Hoffnung
Am Ende des Abends hält der Bus bei „Hier en Nu“, der Unterkunft der Heilsarmee in der Wagenstraat. Dort treffen wir Daniel und Andrei, zwei Männer aus Rumänien, die seit einigen Monaten auf der Straße leben. Beide erhalten einen Sheltersuit. Als Daniel ihn anzieht, beginnt er zu lächeln.
Ihr macht die besten Schlafsäcke, die es gibt vielen, vielen Dank.
- Daniel, Empfänger eines Sheltersuits in Den Haag -
Daniel erzählt, dass er früher in der Logistik gearbeitet hat und Musik macht. „Wir brauchen mehr davon“, sagt er. „Innovationen, die helfen – und Menschen, die sich kümmern.“ Seine Worte bleiben im Gedächtnis.
Mehr als Hilfe: Menschlichkeit
In Den Haag leben schätzungsweise 7.000 Menschen ohne Dach über dem Kopf, darunter etwa 1.700 Jugendliche. Nicht alle wollen oder können in einer Notunterkunft schlafen. Die Schlafsäle sind überfüllt, die Reize groß, die Sicherheit nicht immer gegeben. Deshalb ist das, was StreetLevel tut, so wichtig: Sie bringen praktische Hilfe – aber vor allem Menschlichkeit.
Gebrauchte Sheltersuits werden bei 50|50, dem Arbeits- und Lernbetrieb der Heilsarmee, gewaschen und wieder verteilt. So zirkuliert Wärme – im wörtlichen und übertragenen Sinn – weiter durch die Stadt.
Hilf, Wärme weiterzugeben
Der Abend mit StreetLevel hat gezeigt: Veränderung beginnt oft mit kleinen Gesten – einer Tasse Kaffee, einem offenen Ohr, einem Sheltersuit. Jede Begegnung zählt.
Hilf mit, mehr Menschen Schutz und Hoffnung zu geben.
